Wie überall auf der ganzen Welt, sind auch die 275 Nonnen des Klosters Mundgod in Südindien von der derzeitigen Covid 19 Pandemie betroffen. Mit vereinten Kräften versuchen die Frauen, mit dieser extremen Herausforderung umzugehen, sich selbst zu schützen und gleichzeitig anderen so gut es geht beizustehen.
Seit dem 22. März…
… (fünf Tage vor dem offiziellen Lockdown durch die indische Regierung) herrscht bei den Nonnen die totale Ausgangssperre: Das Klostertor ist fest verschlossen und kein Ein- oder Auslass ist gestattet.
Da sich viele der Nonnen -genau wie wir hier auch- noch nie mit einer solchen Situation konfrontiert sahen und keine Vorstellung davon hatten, was das Virus anrichten kann und wie man sich davor schützte, stand für die Klosterleitung -zeitgleich mit den ersten Schutzmaßnamen- die Aufklärung der Frauen an erster Stelle.
Aus diesem Grund hielt Dr. Dhundup Tashi am 8. März 2020 vor dem gesamten Kloster einen wissenschaftlichen Vortrag, um die Nonnen über Covid 19 zu informieren: Besonnen und sehr pragmatisch erklärte er, wie sich das Virus ausbreitet und wie man sich davor schützen könne. „Man müsse vorsichtig sein, aber es gäbe keinerlei Grund für eine übertriebene Angst.” so Dr. Dhundup Tashi.
Von diesem Zeitpunkt an wurden die weltweit propagierten Schutzmaßnahmen Abstand halten, Handhygiene und häusliche Quarantäne auch im Nonnenkloster konsequent durchgeführt. Durch die Klosterleitung wurden Schutzmasken und Händedesinfektionsmittel an alle Nonnen verteilt.
Des Weiteren implizieren die Schutzmaßnahmen:
- Keine Versammlungen von mehr als 5 Nonnen zum Beten (auch nicht zu Festtagen)
- Kein gemeinsames Lernen mehr im Klassenverband
- Keine Einnahme gemeinsamer Mahlzeiten
- Kein Verlassen des Klostergeländes zum Einkaufen von Nahrungsmitteln oder anderen Dingen
- Keine Besuche in Krankenhäusern oder medizinischen Praxen (außer im Notfall)
- Abschottung der Seniorinnen und Nonnen mit Vorerkrankungen
Das Klosterleben findet seitdem – wie bei uns allen auch- in veränderter Form statt, aber der Alltag geht weiter, konzentriert und mit ruhiger Energie. Dürfen die Nonnen nun nicht mehr alle gemeinsam am Morgen und am Abend im großen Versammlungshof debattieren, findet dieser wichtige Schulungsbereich für die Dauer der Schutzmaßnahmen eben zwischen den Zimmergenossinnen oder zwischen den Lehrenden und den Schülerinnen statt. Der Unterricht erfolgt nicht mehr im Klassenverband, sondern via “Homeschooling” und durch moderne Medien. Alles, so gut es eben geht. Man lenkt seine Aufmerksamkeit auf andere Lerntechniken, wie etwa das Auswendiglernen von Texten und versucht, sich so viel als möglich in stiller Abgeschiedenheit auf seinen Lernstoff zu konzentrieren.
Um sich trotz der physischen Einschränkung durch die Ausgangssperre körperlich und geistig „fit“ zu halten, nutzen die Nonnen die für den Körper und Geist heilsame Form der Bewegung von Niederwerfungen und intensiven Umkreisungen von Heiligtümern innerhalb der Klostermauern. Gibt es seitens der umliegenden tibetischen Bevölkerung Bitten um Gebete oder spezielle Rituale, werden diese per Telefon oder per E-Mail abgehalten.
Die älteren Nonnen sind streng von den Jüngeren isoliert und verlassen ihre Räumlichkeiten möglichst überhaupt nicht mehr. Gegen die eventuell vorkommende Einsamkeit schließen sie sich zu kleinen Grüppchen à fünf Frauen zusammen und rezitieren kraftvoll Mantras und Gebete insbesondere an Ayra Tara und Avalokiteshvara.
Die Einkäufe von Lebensmitteln, Früchten und Gemüse außerhalb des Klosters erfolgen nur noch durch ausgewählte Nonnen, die sowieso schon in der Küche eingeteilt sind, das gleiche gilt für das Besorgen von Medikamenten und anderer lebensnotwendiger Dinge. Im Grunde gehen die Nonnen ihrem alltäglichen Rhythmus nach.
Nur eine Sache ist ganz anders als sonst: Die massenhafte Herstellung von „Tsampa“ (gerösteter Gerste, zu Mehl vermahlen). Um nicht nur sich selbst, sondern auch die umliegende Bevölkerung in dieser schwierigen Shutdown- Situation mit nahrhafter Speise zu versorgen, haben die Nonnen begonnen, das beliebte und köstliche tibetische Nationalgericht in großen Mengen herzustellen und an die Bedürftigen zu verteilen. Genau wie in den anderen umliegenden buddhistischen Klöstern auch, möchte man so viel als möglich helfen. Das Verteilen von Speisen an die Bedürftigen stellt hierbei eine sehr wichtige Unterstützung dar, denn -dort wie hier- sind viele Menschen durch die Pandemie in wirtschaftliche Not geraten.
Um Tsampa herzustellen wird die Gerste zunächst in großen Mengen angeröstet und dann zu Mehl vermahlen. Aus dem Tsampa-Mehl lassen sich nahrhafte und kräftigende Speisen aller Art herstellen.
Auch die eigenen Nonnen werden mit diesem Grundnahrungsmittel versorgt, aber natürlich mit einer extra Portion Abstand: Während der Corona-Zeit werden die Rationen werden von Zimmer zu Zimmer serviert! Der Bericht der Nonnen endet mit diesen herzlichen und liebevollen Grüßen, die wir gerne an Sie alle weitergeben möchten:
However, in every problem and chaos the world is always in changing and we are hoping for more healing and more calmness. May this infectious disease subsides and every being find peace. For there are solution for everything when you are calm and at peace. We request everyone to take this serious and take care of oneself to take care of other. Although those usual chanting and voices from nunnery are aloud, this time everything is louder from inside. Hope and prayer in our deep meditation.
Diesen guten Wünschen ist nichts hinzuzufügen. Im Namen der Klöster und auch von Khen Rinpoche Geshe Pema Samten senden wir Ihnen herzliche Grüße aus der Flüchtlingshilfe des Tibetischen Zentrums. Bleiben Sie gesund!