„Das Bodhgaya-Bild ist alt!“ ruft mir Gen Lobsang zu, als er am Telefon erklärt, was auf den aktuellen Bildern aus dem Kloster Sera zu sehen ist: Mönche beim Studieren, Beten, Feiern, Essen, Diskutieren, Spielen, Saubermachen und Reisen.
Natürlich bleibt der Blick am Längsten bei dem Foto der Mönche vor dem berühmten Pilgerort Bodgaya hängen, an welchem seine Heiligkeit der Dalai Lama regelmäßige Belehrungen gibt. Ungläubiges Staunen: „Die Mönche dürfen umherreisen?“
Nein, dürfen sie nicht, denn selbstverständlich herrschen auch in Indien harte Einschränkungen, um mit der Covid-19 Situation umzugehen. Aber irgendwann wird auch diese Zeit vergehen und wir alle werden wieder reisen können.
Arbeit, Schule, Universität- das Leben geht weiter und der Alltag passt sich den aktuellen Bedingungen an. Doch da viele Ordinierte „von Natur aus“ ein abgeschiedenes Leben führen, wiegen manche Einschränkungen vielleicht nicht ganz so schwer, zumal die Mönche in einer Gemeinschaft leben, in der ein reger spiritueller Austausch herrscht. So sind sie zwar nach außen hin isoliert, können sich aber untereinander stützen und das ist viel wert.
Die fröhlichen Gesichter erinnern an den Ausspruch der Nonnen aus dem benachbarten Kloster Mundgod: „In einer Gemeinschaft Gleichgesinnter zu leben ist ein großes Glück. Jeden Tag aufs Neue sein Bestes zu versuchen und dabei das spirituelle Wachstum im Blick zu behalten, macht das Leben weniger kompliziert und schwer. “
Repräsentativ für die über 4000 Mönche aus dem Kloster Sera Jhe in Südindien, zeigen diese Fotos aus dem Haus 17 aktuelle Szenen des klösterlichen Alltages. Dieser besteht aus Lernen, Beten, Essen, Schlafen und ab und zu mal Feiern.
Wie etwa zum tibetischen Neujahr Losar im Februar 2021. Da wurde ausgiebig gegessen und gefeiert „Losar la Tashi Delek“ – viel Glück zum neuen Jahr. An besonders glücklichen Tagen feiern die über 4000 Mönche des südindischen Klosters und an besonders schwierigen Tagen –wie z.B. bei größeren Unglücken – werden intensive Gebete vollzogen. Denn bei aller Abgeschiedenheit ist man natürlich auch mit dem Rest der Welt eng verbunden und wünscht sich, dass es allen gutgehen möge.
„Das Leben der Mönche ist meist sehr friedlich und glücklich. Die ganz grundliegende Versorgung mit Essen und Kleidung erfolgt durch das Kloster. Aber diese Dinge sind wirklich sehr, sehr einfach. So erhalten die Mönche z.B. alle drei Jahre vom Kloster neue Anziehsachen. Unter dieser Kleidung darf man sich aber wirklich nichts Hochwertiges vorstellen. Manchmal bekommen wir so billige Schuhe aus China oder Taiwan, dass diese – ohne zu übertreiben – nicht einmal einen einzigen Tag halten!“
Über 300 Mönche aus Sera werden durch Patenschaften aus der Flüchtlingshilfe des Tibetischen Zentrums unterstützt. Von dem Geld wird alles bezahlt, was das einfache Leben ein wenig komfortabler macht: Ordentliche Schuhe, Unterwäsche, ein warmer Pullover, das Telefongespräch nach Hause, Bücher, Studienmaterialien und – ganz wichtig- die abendliche Mahlzeit, denn viele sind nach der Abenddebatte recht hungrig. Gen Lobsang erzählt:
„Das klösterliche Abendessen ist um fünf Uhr. Da es recht einfach ist, haben viele um neun oder zehn Uhr abends nach den Abenddebatten noch einmal Hunger. Sie kochen sich etwas Schnelles Zuhause oder essen etwas Kleines im Restaurant. Während der Winter- und der Sommerpause verwenden einige das Geld, um ihre Familien zu besuchen oder zu den Unterweisungen in andere Klöster oder nach Bodhgaya zu fahren. Natürlich könnten wir auch ohne Paten überleben. Aber es ist dann ein wirklich manchmal etwas hart. Viel schöner ist unser Leben mit diesem zusätzlichen Taschengeld. Dafür sind wir den Patinnen und Paten auch unendlich dankbar.“
Dieser Aussagen können wir uns nur anschließen! Vielen Dank allen Freundinnen und Freunden für über 40 Jahre tatkräftiger Unterstützung der Flüchtlingshilfe des tibetischen Zentrums Hamburg e.V.